Newsletter-Ausgabe 12/2022: Jahresrückblick
Liebe Freunde einer menschen- und umweltfreundlichen Vernetzung, das Jahr neigt sich dem Ende zu und es ist Zeit zum Innehalten.
Ein hoffnungsvolle Strecke des Weges
Mit diesem Gedanken möchte ich unseren Jahresrückblick beginnen. Wir müssen uns nichts vorhalten, unser Ziel, dass wir eine menschen- und umweltfreundliche Vernetzung erreichen wollen, ist noch nicht erreicht, aber wir sind uns sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wir befinden uns in einem Umfeld, in dem die Folgen der Corona-Pandemie, des Angriffskrieges auf die Ukraine und des Klimawandels in der medialen Öffentlichkeit dominant sind. Nach unserer Wahrnehmung haben wir den kleinen Raum gut genutzt, um die Gesellschaft auf weitere Herausforderungen und Änderungen in ihrem Leben vorzubereiten.
Ich möchte die einleitenden Gedanken mit einem Abschnitt aus einem Gespräch zwischen Momo und dem Straßenfeger Beppo beenden:
„Siehst du, Momo, manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen. … man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, … dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. … Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“
Viele der folgenden Inhalte sind ausführlicher auf unserer neu gestalteten Homepage zu finden:
Große Freude haben wir empfunden, als die Europäische Bürgerinitiative „Stop 5G – Stay Connected but Protected“ am 1. März gestartet ist. Gesund verNETZt e.V. beteiligte sich von Anfang an mit an der deutschen Kampagne, bewarb die EBI auf Social Media, finanzierte ein Video und stellte Filme der Erstunterzeichner zusammen, die immer wieder gepostet werden können. Aktuell haben ca. 45.000 EU-Bürger unsere Forderungen unterzeichnet. Wir bedanken uns bei allen Unterzeichnern. Der große Erfolg ist, dass wir zusammen mit anderen Europäischen Organisationen unser Anliegen auf europäische Ebene tragen konnten. Darauf können wir aufbauen.
Rückenwind gab es dieses Jahr durch EU-Dokumente:
„Gesundheitliche Auswirkungen von 5G“ des Science and Technology Options Assessment Komitee des Europäischen Parlaments (STOA) und die Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (EWSA) zum Thema „Die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des 5G-Ökosystems“ erschienen im EU-Amtsblatt.
Juristische Überprüfung der gegenwärtigen Normen
Die gegenwärtigen Grenzwerte bilden weder die wissenschaftlichen Erkenntnisse über gesundheitliche Wirkungen noch die rechtlichen Erfordernisse ab.
Über ein Jahr haben wir deshalb mit einem interdisziplinären Team daran gearbeitet, auszuloten, ob es Möglichkeiten gibt, den Normgeber aufzufordern, dass die anerkannten biologischen Wirkungen des Mobilfunks durch nichtionisierende Strahlen mit den rechtlichen Anforderungen zusammengebracht und Regelungsdefizite geschlossen werden.
Es zeigen sich deutliche verfassungsrechtliche und fachgesetzliche Handlungserfordernisse. Aber da es eine 100%ige Sicherheit nicht geben kann, wird in der deutschen Gesetzgebung eine undefinierte Risikoabwägung in der Politik getroffen. Eine Verpflichtung zum Handeln gibt es nur, wenn bestehende Regelungen „untragbar“ geworden sind. In die politische Risikoabwägung fließen neben den gesundheitlichen und ökologischen auch gesellschaftliche, finanzielle, wirtschaftliche, arbeitsmarkt- und parteipolitische Aspekte mit ein. Wir mussten respektieren, dass die normgebenden Ebenen in Deutschland aktuell die derzeitigen Regelungen gesellschaftlich als tragbar einstufen und das Prinzip der Vorsorgepolitik (EU § 191) freiwillig ist. Sobald sich Handlungsspielräume ergeben, werden wir auf diese erarbeiteten Grundlagen zurückgreifen. Für uns war diese Arbeit sehr wichtig. Denn nur wenn wir die Rahmenbedingungen, in denen wir uns bewegen, verstehen, können wir gute Arbeit leisten.
Elektrohypersensibilität (EHS)
Auf vielen Ebenen der EU ist Elektrohypersensibilität (EHS) anerkannt. Somit ergibt sich die Frage, warum der Anerkennungsprozess in Deutschland ins Stocken geraten ist. 2022 haben wir uns in Telefonaten und mit vielen Briefen durch unser politisches und administratives System gearbeitet. Nun haben wir eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um zu eruieren, welche Möglichkeiten wir haben, um über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) EHS besser in den ICD-Codes zu verankern.
Am 16. Juni fand der 5. Welttag der Elektrosensibilität statt. In Deutschland haben wir in einer Arbeitsgruppe eine EHS-Woche daraus gemacht. Mit einem Flyer, vielen Informationen rund um Elektrohypersensibilität und der bundesweiten Aktion „Gelbe Stühle“ haben wir auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Diese Arbeitsgruppe wird 2023 fortgeführt und ausgebaut. Passend hierzu ist das sehr empfehlenswerte Buch „Die unerlaubte Krankheit – Wenn Funk das Leben beeinträchtigt“ von Renate Haidlauf bei diagnose:funk erschienen.
In unserem Newsletter „Energie sparen – Überversorgung begrenzen“ haben wir fundiert über ökologische Aspekte informiert.
Direkt nach der Veröffentlichung des Newsletters hat uns der aktuelle Bericht der Technikfolgeabschätzung des Deutschen Bundestages erreicht. Hierin heißt es zur Informations- und Kommunikationstechnologie-Infrastruktur: „Die Annahmen für das Worst-Case-Szenario scheinen weiterhin plausibel, sodass ein Anstieg des Energiebedarfs auf maximal 58,5 TWh/a für 2030 denkbar erscheint.“
Das entspricht einer Steigerung von ca. 300 % im Vergleich zu 2010. Davon gehen 10 – 20 % auf das Konto von Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Wir würden dann die Energie von 6 AKWs der Größenordnung des AKW Emsland nur für unsere Daten benötigen.
Gemeinsam mit der Kompetenzinitiative, dem Bündnis Verantwortungsvoller Mobilfunk Deutschland und dem Bundesvorstand der ÖDP haben wir im Juli 2022 ein ausführliches Schreiben an die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Frau Lemke, gerichtet. Wir haben beschrieben, dass sich die Kenntnislage zu Risiken und möglichen Gefahren durch die nichtionisierende Strahlung (NIS) des Mobilfunks in jüngster Zeit verdichtet hat. Aus unserer Wahrnehmung ergibt sich daraus eine neue Grundlage zur Risikobewertung der nichtionisierenden Strahlung des Mobilfunks hinsichtlich des Gefahrenschutzes und der Vorsorge. Wir haben diesbezüglich zum Dialog eingeladen. Der Briefaustausch ist bisher unbefriedigend und wird fortgeführt.
Mitte Oktober fand die internationale Tagung „Zur aktuellen 5G/Mobilfunkdiskussion – Risiken und Perspektiven“ im Goethe-Museum Düsseldorf teil, die von der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e.V. organisiert worden war. Neben neuesten Erkenntnissen waren hier Akteure aus aller Welt kennenzulernen. Die Tagung war voller Aufbruchstimmung, auch die internationalen Gäste und Abgeordneten des Europaparlaments waren begeistert und inspiriert. Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen war es für uns alle sehr wichtig, sich wieder persönlich treffen und austauschen zu können.
Einzelne Vorträge sind auf der Seite der Kompetenzinitiative abrufbar: https://kompetenzinitiative.com/duesseldorf-2022/
Ausblick
Für den Kirchentag 2023 in Nürnberg haben wir gemeinsam mit diagnose:funk einen Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ angemeldet. Aufgrund der guten Erfahrungen von diagnose:funk erhoffen wir uns auch dieses Mal die nötige Aufmerksamkeit von umweltbewegten und sozial engagierten Menschen. Wir freuen uns auf den regen Austausch.
Kennenlernen – Mitmachen
Wenn Sie neugierig geworden sind und Interesse an unseren Themen und Arbeitsweisen haben, schauen Sie doch bei unseren monatlichen gesund verNETZt-Meetings vorbei! Dort können Sie uns kennenlernen und sich mit uns austauschen. Senden Sie einfach eine Mail an .
Normalerweise findet das Meeting jeden letzten Montag im Monat statt.
Unterstützen
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Wir bedanken uns schon im Vorfeld für Ihre großzügige Unterstützung!
Zuversicht
Ein Bericht von einem Hausarztbesuch hat mich erreicht, mit dem ich diesen Jahresrückblick beenden möchte:
Der Hausarzt nimmt seit vielen Jahren EHS ernst und kennt die Wirkungen von EMF. Als zum Ende des Termins die Sprache noch auf die immer weiter eingeschränkte Bewegungsfreiheit elektrohypersensibler Personen kam, zeigte er sich zunehmend besorgt. Ihm fiele u. a. auf, dass die Zahl der Paare, bei denen eine gewünschte Schwangerschaft ausbliebe, steige. In seiner Praxis bliebe ca. von 5 Paaren eines ungewollt kinderlos. Er hat dabei durchaus die hohe Strahlenbelastung (u. a. durch Smartphones in den Hosentaschen) im Blick, wobei er andere Ursachen, wie z. B. Weichmacher in Plastik, aber nicht ausschließt.
Dieser Bericht ist typisch für unseren Erfolgsweg: In kleinen Schritten können wir das Bewusstsein der Mitmenschen verändern. Nicht immer bekommen wir so direkte Rückmeldungen, wann wir zum Umdenken angeregt haben. Oft haben vor uns schon andere ihre Spuren hinterlassen, und erst dadurch stoßen wir auf offenen Ohren. Jedes Gespräch, jeder Hinweis, jede Information zu unserer Sache ist wichtig, auch wenn wir manchmal vielleicht denken, „das war jetzt aber nicht sehr erfolgreich“. Es wurde ein Samen gelegt, den vielleicht andere zum Aufblühen bringen. Wir sind viele, und gemeinsam sind wird stark.
Herzliche Grüße
und ein gesegnetes neues Jahr wünscht
Thomas Warmbold
für den Vorstand von gesund verNETZt